In der Lehre Martin Luthers waren keine Heiligen mehr vorgesehen. Deshalb war unser Heiliger Nikolaus ab der Mitte des 16. Jahrhunderts als Gabenbringer schon wieder arbeitslos.
Dass Luther dabei die Rechnung ohne die Kinder gemacht hatte, muss ihm bewusst gewesen sein. Deshalb führte er als Ersatz das „Christkind“ ein. Statt des Jesuskindes sah man auf historischen Abbildungen nun häufig weibliche Engel als neue Gabenbringer. Seit etwas 100 Jahren brachten sie auch im katholischen Rheinland am Weihnachtsfeiertag Spielzeug für die Kinder - ebenso heimlich wie Nikolaus zuvor.
Mit den Auswanderern gelangten die europäischen Bräuche auch in die neue Welt, wo sie sich ausgiebig durchmischten. Vom jüngeren Christkind wurde der Termin übernommen. Aus Holland, wo „Sinterklaas“ weiter im Amt blieb, entlehnten die Amerikaner den Namen. Die Russen steuerten schließlich noch die dicke Bekleidung des Väterchen Frost dazu– Santa Claus war geboren. Maßgeblich an dieser Metamorphose beteiligt soll der aus der Pfalz stammende Thomas Nast während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges (1861-1865) gewesen sein. Zum Superstar avancierte der frischgebackene Weihnachtsmann durch die Coca-Cola-Werbung 1932, mit der er im coca-roten Mantel auch in Deutschland eine neue Popularität erhielt.
Noch einmal veranlasste die evangelische Kirche eine Neuerung. Da die Geburtszeit Christi nicht überliefert ist, wurde der Heilige Abend stärker in der Vordergrund gerückt. Dadurch bekommen deutsche Kinder ihre Geschenke heute schon am 24. Dezember, während sie sich in anderen Ländern weiterhin bis zum ersten Feiertag gedulden müssen.