Adolf Uzarski, die spätere Triebfeder des "Jungen Rheinlands", gestaltete die Jahresgabe 1914 des Tietz-Kaufhauses (heute Kuafhof an der Kö). Darin sinnierte die in Düsseldorf aufgewachsene Schriftstellerin Clara Viebig über "Eine Kindheit im alten Düsseldorf" nahe der Kaserne und der Kasernenstraße:
Da wohnte gleich am Anfang oder am Ende – je nachdem von welcher Seite man kommt – der Konditor Neuhaus. Der backte so prachtvolle Cremeschnitten – Gott, was waren die groß für einen Groschen! Und dann seine Weckmänner zum Nikolaus! Darin war er Meister. Ich weiß nicht, ob die jetzigen Weckmänner auch ein so leckeres Zitronatmaul haben und solch süße Schokoladenknöpfe bäuchlings herunter. Bei uns in der Luisenschule war’s Sitte, den Klassenlehrer oder die Klassenlehrerin zu Nikola mit einem Weckmann zu beglücken, und das Gaudium der Klasse war groß, und wir fanden uns ungeheuer witzig, als wir für unsere ältliche Mademoiselle dem Weckmann einen Zettel ins Maul einbacken ließen: “Wer warten kann – kriegt auch ’nen Mann!“
Aus: „Rheinische Erzähler“. Agenda des Hauses Leonhard Tietz. Düsseldorf 1914, S. 29
Interessant, dass Clara Viebig von Weckmännern zu "Nikola" spricht, wo diese "Gebildebrote" heute doch eher dem Heiligen Martin zugeordnet werden. Im Mittelalter waren diese Männlein aber tatsächlich dem gebenden Freund der Kinder zugeordnet. Die Kinder bastelten
Papierschiffchen, in denen sie am nächsten Morgen Äpfel, Nüsse und eben Backwerk mit einer Tonpfeife fanden. Da der heilige Nikolaus meist als Bischof mit seinem Krumstab dargestellt wird, nimmt man an, dass die Bäcker versucht haben, den nach oben gebogenen Stab abzubilden. Im Laufe der Zeit ist der Bogen dann offenbar nach unten gewandert. Deshalb halten die Teigmännlein den Stab nun verkehrt herum und schmauchen ihre Pfeife.